Vom Trotzalter hatte ich gehört. Die Pubertät kenne ich natürlich auch. Aber von der Wackelzahnpubertät war in meinem "Mama-Kopf" bisher weit und breit keine Spur. Und was war ich froh, als ich vor wenigen Tagen auf einen informativen Artikel stieß.
Das erklärt einiges.
Wackelzahnpubertiere können himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt sein. Hatten sie gerade noch Energie wie ein Flummi, sacken sie im nächsten Moment aus Müdigkeit in sich zusammen (vor allem wenn es um Tätigkeiten geht, die Mühe und Kraft kosten). Sie kuscheln sich an und würden am liebsten für immer bei dir bleiben, um im nächsten Moment wütend den Raum zu verlassen und auf Distanz gehen. "Mama, ich bin doch schon so groß" versus "Mama, ich will zurück in deinen Bauch". Sie haben zwar zwei Ohren, doch die sind meistens dafür da, um Nachrichten zu empfangen und unwichtiges auf der anderen Seite wieder herauszulassen. Wackelzahnpubertiere können diskutieren! Aber wie. Das ist nicht mehr Kindergartenniveau. Da muss man sich schon andere (Antwort-)Sätze überlegen als Eltern. Die Prioritäten sind klar gesetzt: Alles kann, nichts muss.
Vor allem aber sind Wackelzahnpubertiere ca. 5-7 Jahre alt und stecken mittendrin in einem körperlichen Veränderungsprozess: Sie wachsen in Schüben, der Körper verändert sich fast täglich. Somit verändert sich auch permanent der Körperschwerpunkt. Sie sind ständig in Bewegung und können kaum stillsitzen. Ständig wird etwas umgeschmissen. Kein Wunder, sie müssen ihren Körper ständig neu koordinieren lernen. Das kommt mir aus den Schwangerschaften auch noch recht bekannt vor. Wie oft bin ich irgendwo gegengestoßen und kleckerte mir den Bauch voll!?
Hinzukommt, dass in dieser Zeit oft große Veränderungen stattfinden: Der Eintritt in die Schule, Geschwister werden geboren, eventuell ein Umzug...
So wackelig wie die Zähne sind, so auch oft das Gemüt.
Wir stecken mittendrin (mit Ausblick auf ein Ende) in der Wackelzahnpubertät.
Unter anderem dieser Artikel (auf den ich zufällig gestoßen bin) hat mir so geholfen, besser zu verstehen, was gerade in einem unserer Kinder vorgeht. Mir fehlt hier oft das Gegenüber. Eltern, die gleichaltrige Kinder haben und die ich fragen kann: "Hey, kennst du das?" Es tut so gut, auch von anderen zu hören, dass es ihnen genau so geht und wie man damit umgehen kann. Umso dankbarer bin ich für gute Artikel.
Welche Konsequenzen ziehe ich aus diesen Erkenntnissen?
Wir sollten im Blick haben, was in unseren Kindern vorgeht. Wir sollten wissen, wann was passiert, auch wenn das natürlich von Kind zu Kind variiert und sich unterschiedlich äußert. Aber es gibt Fakten, die uns helfen, die Entwicklung und damit einhergehend ihr Verhalten, besser einordnen und verstehen zu können. Es ist auch befreiend das zu wissen. Denn natürlich fragt man sich auch manchmal, ob man etwas falsch macht und macht sich vielleicht Vorwürfe. Zu wissen, dass es diese Veränderungen mit entsprechenden Begleiterscheinungen gibt, macht uns frei davon, ständig zu denken, es läge an uns und wir machten irgendetwas falsch. Für mich hat es etwas mit Liebe zu tun, im Blick zu haben, in welcher Entwicklungsphase mein Kind gerade steckt und es auch darüber zu informieren. Denn oft wissen die Kinder selbst nicht, was gerade los ist. Für mich heißt es nicht, das Kind nun in Watte einzupacken und alles verständnisvoll abzunicken. Ich glaube gerade in dieser Zeit ist Zuhören, aber auch klare Kommunikation wichtig. Das Kind muss wissen, was ich von ihm erwarte. In einer Familie gibt es Regeln und ein gutes und harmonisches Zusammenleben funktioniert nur, wenn alle sich Mühe geben. Alle Gefühle sind ok und haben ihren Platz. Es sollte niemand verletzt werden, aber die Gefühle sollten ihren Raum haben. Wir sollten emphatische Begleiter sein und uns bewusst machen, dass unsere Kinder nichts gegen uns machen, sondern oft einfach etwas für sich. Ihr Verhalten ist oft Zeichen von Überforderung und Verzweiflung.
Lasst uns da sein für unsere Kinder. Lasst uns sie begleiten in das Leben, das sich nie nur um uns dreht. Lasst uns ihnen öfter in die Augen gucken und zuhören. In den Arm nehmen, sie loben. Sie korrigieren und ihnen Vorbild sein.
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