Gönn dir was!




"Komm, das kannst du dir ruhig mal gönnen!
Du hast dir schon so lange nichts Gutes mehr getan..."

Diesen Satz höre ich in letzter Zeit ziemlich oft. Zu oft. Von mir selbst. Zu mir selbst.

- Du hast schon so lange kein Eis mehr gegessen. Jetzt lass dir doch mal einen richtigen Eisbecher schmecken. 

- 25% Rabatt auf alles! Na komm, wann sollte man sich mal das teure Naturshampoo gönnen, wenn nicht jetzt?

- Seit du Mama bist, hast du nicht mehr so viel Zeit für dich selbst. Also geh doch mal wieder zum Friseur, um dir deine eigentlich noch sehr gesunden Spitzen abschnippeln zu lassen. Einfach, um mal da gewesen zu sein.

- Kleidung! Die bräuchte ich auch mal wieder. Da fällt mir ein, wie lange ich mir eigentlich schon nichts Neues mehr gekauft habe. Secondhand ist zwar auch ganz nett, aber jetzt kauf dir doch mal wieder etwas Neues!

An einem Tag in der letzten Woche, musste ich  mir eingestehen, dass ich mir in letzter Zeit ziemlich oft etwas gönne und ich frage mich, ab wann es eigentlich noch ein sich etwas gönnen ist und was das überhaupt heißt.

Wenn man sich etwas gönnt, dann bezieht man sich ja auf etwas, was man nicht oft tut und was etwas Besonderes darstellt. 

Das Nomen von dem Verb "gönnen" ist "Gunst". Man tut etwas, zu Gunsten einer Person, in diesem Falle, mir selbst zu Gunsten. 

Ich frage mich, ob man sich als zu den reichsten Menschen der Welt zugehörig überhaupt noch etwas gönnen kann, ob das Leben in Reichtum also noch steigerungsfähig ist?
Na gut, man muss sich ja nicht immer etwas Materielles gönnen. Zeit ist ja auch etwas, was man sich geben sollte.

Der Beigeschmack von diesem Satz ist Verzicht. Wenn jemand diesen Satz sagt, dann schwingt immer mit, dass er auf das, worauf er sich bezieht, normalerweise verzichtet. 
Und ich merke bei mir, dass ich auf die meisten Sachen, die ich mir gönne, nicht oft verzichte oder dass es Dinge sind, die alles andere als lebenswichtig sind.
Sie gehören also schon längst zu meinem Lebensstandard und ich meine trotzdem, ich müsste sie mir gönnen. 

Warum gönne ich nicht jemandem, der Hunger leidet, etwas zu essen?
Warum gönne ich nicht meiner alten Nachbarin ein offenes Ohr, wenn ich sie im Treppenhaus treffe?
Warum gönne ich meinem Mann nicht mehr Aufmerksamkeit, wenn er sich diese wünscht?
Warum gönne ich Freunden, denen es nicht gut geht, nicht mehr Gebet?

Ich will mir selbst auch etwas Gutes tun können! Auch auf der anderen Seite kann ich vom Pferd fallen. 
Aber bevor ich mir überlege, was ich mir mal wieder gönnen kann, will ich zuerst an die Menschen in meinem Umfeld und weltweit denken, denen ich etwas gönnen, etwas geben, könnte, was sie wirklich brauchen.


















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