Inspirierende Frauen 2

Vor ein paar Wochen habe ich über eine inspirierende Frau geschrieben, nämlich Elisabeth Elliot (hier). 

Heute möchte ich über eine Frau aus der Bibel schreiben, die für mich ein Vorbild ist:

RUTH.


(Quelle: https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/originals/78/32/31/7832318b79c7577434e21494c7ef9b9f.jpg)


Ruths Rolle in der Bibel

Ruth war eine Moabiterin, die einen Israeliten geheiratet hatte. Nachdem die Familie ihres Mannes Juda während eine Hungersnot verlassen hatte und nach Moab gezogen war, waren dort alle Männer der Familie gestorben und hatten drei unversorgte Frauen hinterlassen: Noomi, die Schwiegermutter, sowie Ruth und Orpa, ihre Schwiegertöchter. 
Unversorgt waren die Frauen deshalb, weil damals nur Männer Eigentum haben konnten und ohne Mann oder Vater im Haushalt gab es für Frauen keinen Unterhalt. Sie waren völlig mittellos.
Für Noomi schien es nur eine Möglichkeit zu geben, nämlich zurück nach Juda zu ihren Verwandten zu gehen und um Hilfe zu bitten. Ihre Schwiegertöchter drängte sie, in ihre Elternhäuser zurückzukehren, damit sie versorgt wären, bis sie wieder heirateten. 
Orpa befolgte ihren Rat, Ruth jedoch bestand darauf, bei ihrer Schwiegermutter zu bleiben. Die Loyalität und Unterstützung, die sie Noomi bot, sollte sich auch als Wendepunkt für ihr eigenes Leben erweisen. 

Ruths Beziehung zu Gott

Ruths Beziehung zu Gott fing so an, wie die meisten Beziehungen zu ihm anfangen. Ruth lerne jemanden gut kennen und schätzen, der Gott gut kannte, in diesem Falle Noomi.
Es fiel Noomi leicht, über Gott zu sprechen, weil er für sie so real war. Das wird deutlich an dem Segen, den sie über ihren beiden Schwiegertöchtern aussprach, nachdem Noomi beschlossen hatte, wieder nach Juda zurückzukehren. 

"Er gebe euch ein neues Zuhause an der Seite eines zweiten Mannes." (Ruth 1,9)

Es ist eindeutig, dass Noomi ihre Schwiegertöchter liebte und dass sie Gott liebte. Durch diese Liebe wurde Noomi zur Brücke, über die Ruth zum Glauben kam. 
Orpa ging also in ihr Elternhaus zurück, wie Noomi ihr geraten hatte, aber Ruth weigerte sich strikt. Sie liebte ihre Schwiegermutter wirklich sehr und wollte sie nicht im Stich lassen. 
Aus dem biblischen Text geht klar hervor, dass diese Entscheidung auch eine Entscheidung für den Gott Noomis verlangte.
Noomi versuchte zunächst noch weiter auf Ruth einzuwirken, doch nach Hause zurückzukehren, aber Ruth brachte unmissverständlich zum Ausdruck, dass sie auf jeden Fall bei ihrer Schwiegermutter bleiben würde. 

Ruths Beziehung zu Noomi

Das erste Kapitel im Buch Ruth stellt klar, dass Ruth ihre Schwiegermutter zutiefst und von Herzen liebte und wertschätzte. Diese Liebe fand ihren Ausdruck in ihrer Loyalität, die Vorrang hatte vor allen anderen Bindungen. Statt zurückzukehren in ihr Elternhaus und in ihrem Heimatland zu bleiben, entschied sich Ruth dafür, Noomi in eine ungewisse Zukunft in ein fremdes Land zu begleiten. Es ist faszinierend, mitzuverfolgen, wie Ruths Verbindlichkeit ihrer Schwiegermutter gegenüber sich entwickelte. Für Ruth war Juda ein fremdes Land mit fremden Sitten und Gebräuchen, aber in Noomi hatte sie eine Mentorin und sie war so klug, deren Rat auch zu befolgen. Die beiden Frauen kamen zur Erntezeit in Juda an. Nach dem Gesetz des AT (Alten Testaments) gab es eine Bestimmung, nach der arme Menschen, die kein Land besaßen, sich die Reste auf den Feldern der wohlhabenderen Landbesitzer sammeln durften. Noomi schickte Ruth los, um Ähren aufzulesen die von den Erntearbeitern übersehen oder fallen gelassen worden waren. Das war schwere Arbeit, aber für die Armen war jedes Getreidekorn eine Kostbarkeit. Später, als Ruths Bescheidenheit und Tugend ihr die Bewunderung von Noomis Verwandten eingebracht hatte, erklärte Noomi Ruth das Gesetz, demzufolge ein naher Verwandter eines verstorbenen Mannes dessen Witwe heiraten konnte. Der erste Sohn dieses Paares bekam dann den Namen des verstorbenen Ehemannes und erbte auch dessen Besitz. Als Noomi hörte, dass es einen solchen Verwandten gab, der zudem Ruth bewunderte, drängte sie Ruth, den Mann auf sich aufmerksam zu machen und ihn zu bitten, diese Möglichkeit des Gesetzes zu nutzen. 
Ruth ließ sich also von ihrer Schwiegermutter bei der Wahl eines möglichen neuen Ehemannes beraten. Ruth merkte, dass dieser Verwandte ein Mann mit guten Eigenschaften war und sie befolgte den Rat ihrer Schwiegermutter. In jeder Hinsicht zeigte Ruth, dass sie loyal war, hart arbeiten konnte, vernünftig war und außerdem offen für Noomis Rat. Ruth hatte eindeutig große Achtung vor ihrer Schwiegermutter und außerdem liebte sie sie. 

Ruths Beziehung zu Boas

Der Ruf einer Frau spielte damals wie heute eine große Rolle. Schon lange bevor Boas Ruth persönlich kennen lernte oder sie auch nur vom Sehen kannte, hatte er viel Gutes über sie gehört. In dem kleinen Ort blieb nichts unbemerkt. Jeder dort wusste, dass Noomi aus Moab zurückgekehrt war und dass sie in Begleitung ihrer Schwiegertochter Ruth war. Man wusste von Ruths Entscheidung, sich Noomis Volk anzuschließen.
Um ihre guten Eigenschaften wissend, behandelte Boas sie bevorzugt. Er lud sie ein, zusammen mit seinen Erntearbeitern zu essen, erlaubte ihr, dort zu sammeln, wo die Schnitter gerade gemäht hatten und er wies die jungen Männer an, sie nicht zu belästigen. Boas sorgte sogar dafür, dass die Erntearbeiter absichtlich immer einmal wieder eine Hand voll Ähren für Ruth liegen ließen. Als Noomi davon erfuhr und ihr klar wurde, dass Boas ja ein naher Verwandter von ihr war, spürte sie , dass Gott eine Tür für Ruth geöffnet hatte. 
Sie wies Ruth an, die gesamte Weizen- und Gerstenernte hindurch weiter auf Boas´Feldern zu sammeln. Als die Wochen der Erntezeit vorüber waren, nahm Noomi Ruth zur Seite und erklärte ihr ihre Sorge um Ruths künftige Sicherheit. 
Als naher Verwandter kam Boas nicht nur als zukünftiger Mann für Ruth in Frage, sondern durch eine Ehe mit ihm konnte Ruth sogar das Land ihres verstorbenen Mannes zurückgewinnen. Also erklärte Noomi Ruth, wie sie mit Boas Kontakt aufnehmen sollte. 
Während der Erntezeit schliefen die Arbeiter oft draußen auf dem Feld. Noomi sagte zu Ruth, sie solle nachts zu Boas Schlafplatz gehen und sich zu seinen Füßen legen. Das wird manchmal als Verführungsversuch ausgelegt, aber die Haltung, die Ruth dabei einnahm, war symbolisch zu verstehen, nämlich als Bitte an Boas, sie als seine Frau unter seinen Schutz zu stellen. Boas verstand die Symbolik sofort und versprach, ihre Bitte zu erfüllen. Bevor Boas Ruth heiraten konnte, brauchte er jedoch die Erlaubnis eines Mannes, der noch näher mit Noomi verwandt war als er. Nachdem Boas diesem erklärt hatte, dass er Ruth ebenfalls heiraten müsse, um die Felder von Ruths verstorbenem Mann auszulösen, lehnt dieser ab. Er habe bereits zwei erwachsene Söhne. Wenn er Ruth heiraten und mit ihr zusammen mehr als einen Sohn haben würde, müsse er sie aus dem Besitz versorgen, den er eigentlich für seine "Erstfamilie" reserviert hatte. Der Mann verzichtete somit auf seinen Anspruch und Ruth und Boas konnten heiraten. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor und dieser Sohn wurde später der Großvater von König David und damit ein Vorfahre von Jesus Christus. 

Ruth: Eine Nahaufnahme

Ruth ist eine der faszinierendsten, positivsten Frauengestalten der Bibel. Sie war eine Frau mit erstaunlicher Liebesfähigkeit und von großer Loyalität. Ruth war zwar entschlussfreudig und bereit, sich aus Loyalität zu Noomi auf eine ungewisse Zukunft einzulassen, aber sie war absolut nicht eigensinnig. Sie war klug genug, Noomis Rat zu befolgen und bereit zu arbeiten, um sie beide zu ernähren. Ruth verschaffte sich schnell einen guten Ruf in ihrer neuen Heimat und gewann die Anerkennung derer, die sie kannten. Durch ihren guten Ruf und nicht ihre äußerliche Attraktivität gewann sie Boas´ Bewunderung, die darin zum Ausdruck kam, dass er besonders großzügig war. Die Beziehung, die sich zwischen den beiden entwickelte, war stabil gegründet und beruhte auf gegenseitiger Wertschätzung der guten Eigenschaften des jeweils anderen. Die Geschichte von Ruth ist zwar wahrhaftig eine Liebesgeschichte, aber sie hat so gut wie nichts gemein mit den romantischen Romanen, in denen Leidenschaft und Erotik dominierende Elemente sind. Ruths und Boas´Liebe entwickelte sich daraus, dass für sie beide gemeinsame Werte wichtiger waren als irgendwelche Äußerlichkeiten. 

Impulse für heute

- Noomi und Ruth veranschaulichen eine zwischenmenschliche Beziehung, wie Gott sie sich vorstellt. Getragen ist die Beziehung von Liebe, Loyalität, Treue, Durchhaltevermögen, Mut, Risikobereitschaft und einem gemeinsamen Gott.
- Die beiden Frauen brauchen sich und stehen bedingungslos zueinander. Gemeinsam und auf den Willen Gottes hörend, gelangen sie zu Lebensbedingungen, die für beide positiv sind. 
- Die beiden Frauen können die Entscheidung der jeweils anderen stehen lassen (auch Orpas Entscheidung, ins Elternhaus zurückzukehren) und sind beide auch bereit, sich der jeweils anderen unterzuordnen. 
- Boas ist beeindruckt von Ruths Persönlichkeit und tritt ebenfalls in Beziehung zu ihr. 
- Wenn wir bereit sind, uns nach Gottes Vorstellungen zu richten, wie er sich den Umgang zwischen Menschen wünscht, dann hat das immer unweigerlich positive Auswirkungen auf die Beteiligten. 


Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch "Alle Frauen der Bibel" von Sue und Larry Richards. 

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen