Konfliktloesung im Tschad



Es ist und bleibt spannend, immer mehr die Kultur in der wir hier leben zu entdecken. Die Fragen hören nicht auf und manchmal braucht es Zeit, bis Antworten gefunden werden. 

Wie ihr euch denken könnt, verläuft in einer indirekten Kultur, in der Scham und Ehre eine wichtige Rolle spielen, die Lösung von Konflikten anders als in unserer direkten westlichen Welt. Eine kleine Entdeckung, die wir bezüglich der Lösung von Konflikten kürzlich machten, möchte ich hier mit euch teilen. 
Im Sprachunterricht von unserem Teamkollegen ging es um die Frage, was jemand macht, der einen Fehler begangen hat und sich nun bei der anderen Person entschuldigen möchte.
Der tschadische Sprachpate erklärte es an einem Beispiel:
Ein Mann hat etwas Materielles, z.B. ein Handy oder ein Buch, von einem älteren Mann geklaut. Er sieht seinen Fehler ein, möchte seine Schuld bekennen und hofft auf Vergebung. Dieser Mann geht nun aber nicht direkt zu dem älteren Mann, sondern zu dem Sohn des älteren Mannes. Er erklärt ihm seinen Fehler und sein Anliegen und bittet den Sohn, dies seinem Vater vorzubringen. Der Sohn ist dann sozusagen der Vermittler zwischen beiden und übermittelt seinem Vater die Worte des anderen. Der Sprachpate sagte sogar, der Sohn "bezahlt" die Schuld des anderen, weil er diesen schambehafteten Inhalt überbringen muss. Wenn alles gut läuft wird der Vater ihm die Schuld vergeben. Die Beziehung ist so wiederhergestellt und der ältere Mann hat die Ehre seines Schuldners gerettet. Sie können sich wieder begegnen.

Ich finde die Parallele zu Gott so spannend und offensichtlich:
Wir sind schuldig geworden vor Gott. Doch Gott, der absolut heilig ist, kann Sünde nicht "einfach so" wegnehmen. Es muss ein Opfer geben, ein Preis muss gezahlt werden. Jesus, Gottes Sohn, tritt als Vermittler ein zwischen Gott und uns. Er bezahlt für unsere Schuld, indem er alle Ehre aufgibt und unsere im gleichen Moment wiederherstellt. Durch ihn können wir nun direkt zu Gott kommen, er hat uns vergeben, weil sein Sohn selbst zum Opfer wurde. Die Beziehung ist wiederhergestellt, die Schuld vergeben und bezahlt. 

Wie genial ist es, wenn wir das Evangelium auf diese Weise erklären können - kulturrelevant und verständlich!!

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