(Quelle: http://nowandthan.tumblr.com/post/135534945681)
Heute bekam ich eine Nachricht von einer Kommilitonin von "früher". Sie schrieb folgendes:
"Hallo Judith, (...)sag mal, was machst du denn jetzt?
Arbeitest du oder bist du nur Mama?"
Ich antwortete ihr:
"Ich arbeite. Als Mama. Und du?
Bist du Mama oder machst du nur dein Referendariat?"
Da wir unseren Humor gegenseitig kennen (der nicht immer ähnlich ist) und ich ihr meine Worte mit einem Smiley schrieb, weiß ich, dass sie meine Worte nicht als Angriff verstand.
Da ich mein Leben als Mama sehr genieße und so dankbar bin, für die guten Kontakte zu anderen Müttern (vor allem aus der Gemeinde, da ich leider kaum eine Mama außerhalb der Gemeinde kenne, die länger mit ihren Kindern zuhause bleibt), ziehen mich solche Sätze nicht runter. Sie bringen mich nicht in Zweifel, da ich absolut überzeugt bin davon, dass es für meine Kinder nachhaltig gut ist, wenn ihre Mama in den Kleinkindjahren "präsent" ist.
Die Entscheidung, wie lange man als Mutter zuhause bleibt, ist eine sehr wichtige und letztendlich auch eine ganz persönliche. Ich habe Respekt vor Frauen, die arbeiten und das in teilweise sehr herausfordernden Jobs!
Trotzdem finde ich, dass die Arbeit als Mutter in unserer Gesellschaft zunehmend weniger geschätzt wird. Solche Sätze spiegeln nur wider, dass zum Leben einer Frau auch die Selbstverwirklichung im Beruf gehört - und zwar nicht erst mit 40, sondern möglichst parallel zum Familienleben mit kleinen Kindern.
Was für ein enormer Druck für die heutigen Mütter unserer Gesellschaft! Sie können unter dieser Last doch nur zerbrechen und Zweifel haben, ob der Weg, den sie einschlagen nun auch der richtige für alle Beteiligten ist.
Als ich als Kind im Kindergarten war, schloss dieser vor der Mittagszeit. Wir waren drei Stunden pro Tag im Kiga und das wars. Das war normal. Es war auch gängig (dazu muss ich sagen, dass ich aus Westdeutschland komme), dass man frühestens mit 3 Jahren in den Kiga kam.
Was für große Veränderungen wir doch in den letzten Jahren erlebt haben! Angesichts dieser Tatsache, dass eine heutige Mutter ihre Rolle neu definieren muss (Mama? Kollegin? Ehefrau? Ehrenamtliche Mitarbeiterin? Freundin? Alles???), ist es doch kein Wunder, dass ich fast nur noch gestresste Mütter treffe, die sich für 1-2 Kinder entscheiden. Wie viele Kinder man bekommt, ist natürlich jedem selbst überlassen! Und gestresst ist jeder mal, ganz bestimmt auch dann, wenn man den ganzen Tag mit seinen Kindern zusammen ist.
Was mir aber auffällt und was ich so bedenkenswert finde, ist, dass die Mütter von heute so getrieben sind. Möglichst schnell wollen sie wieder einsteigen in den Beruf. Warum? Fehlt wirklich das Geld? Muss der berufliche Werdegang wirklich möglichst schnell abgeschlossen sein? Die Kinderjahre kommen doch nie nie wieder!! Was machen 1-3 Jahre mehr zuhause aus, wenn ich danach noch Jahrzehnte arbeiten kann?
Ich selbst habe noch mit 2 Kindern studiert. Jaron war ein halbes Jahr alt, als ich einmal in der Woche für ein paar Stunden weg war. Als ich das erste Mal im Zug saß, die Stadt verließ, um nach Halle zu fahren, wo ich studierte, dachte ich: Was machst du hier eigentlich? Mein Baby zurückzulassen (ich wusste es zu 100% in den richtigen Händen, nämlich denen meiner Schwiegermama), war so ein komisches Gefühl. Und ich glaube zurecht. Ich wusste, dass ich es eigentlich nicht will. Und trotzdem war es mir wichtig, mein Studium abzuschließen. Wir schauten, wie gut es klappte. Ich war nicht oft weg, wir steigerten es langsam und ich war nie häufiger als 3 mal pro Woche weg. Es klappte gut, Jaron wurde durch meine Schwiegerfamilie betreut und das stärkte auch ihre Beziehung glaube ich. Jaron ist bis heute sehr gerne dort und kennt sie gut.
Jetzt bin ich froh, dass es vorbei ist. Jaron kann, so oft es klappt, bei seinen Großeltern und seinen Tanten sein. Aber nicht weil er "muss". Sondern einfach weil es schön ist, sie mich entlasten wollen und gerne Zeit mit ihm und uns verbringen.
Manchmal gibt es Dilemma-Situationen. Auch z.B. wenn beide Partner arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen. Aber dieses Argument habe ich zu oft gehört, als dass ich glauben könnte, dass man seine Ansprüche nicht an seine Prioritäten anpassen könnte.
Ich habe nicht das Recht, über einzelne zu urteilen und darum geht es mir auch garnicht. Mir geht es darum, eine allgemeine gesellschaftliche Situation anzusprechen, die mir so oft begegnet und dafür einzustehen, dass die Arbeit von Müttern, die sich entscheiden, in den Kleinkindjahren zuhause zu sein, geachtet und hoch geschätzt wird. Wer kann besser in die Kinder unserer Zeit investieren, als Eltern, die sie lieben, die sie besser kennen, als irgendjemand anders und die nur das Beste für sie wollen??
Manchmal wollen wir so viel als Mütter. Und ich merke, wie ich mich selbst manchmal in einem Hamsterrad wiederfinde, weil ich mich nicht nur als Mama identifiziere, sondern auch als Judith, die Hobbys oder Gaben hat, die ich gerne irgendwo einbringe. Manchmal ist es aber alles ganz schön viel und dann hilft es mir, mich zu bremsen und mir zu sagen: Gott hat dir Kinder geschenkt, Kinder sind eine Gabe des Herrn. Dies ist deine wichtigste Rolle gerade und zu der befähigt er dich und in diese darf ich mich mit aller Kraft investieren. Alles andere (bis auf meine Beziehung zu Gott und zu meinem Ehemann), darf getrost hinten anstehen. Ich freue mich über alles, was darüber hinaus noch möglich ist. Und das ist garnicht so wenig und oft so sinnvoll (Beziehungen pflegen - Kinder sind Türöffner!, mich in der Gemeinde einbringen, etc.). Aber es hilft mir, mir meine Prioritäten immer wieder bewusst zu machen.
Ich wünsche mir, dass wir als Mütter, die wir überzeugt sind, dass es gut ist, länger zuhause zu sein und uns erst einmal nicht beruflich zu verwirklichen, selbstbewusst dafür einstehen und durch unsere Freude an dieser Aufgabe ein Zeugnis sein können!!
(Quelle: https://i.pinimg.com/originals/5a/e0/79/5ae07954c84e35cc5690478f9159f898.jpg)
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