Tschadische Kinder



Neben unserem Haus ist ein großer Platz. Seit die Regenzeit vorbei ist, spielen dort oft einige Jungs Fußball. Als ich sie letztens sah, verwirrte mich irgendetwas. Irgendwann bemerkte ich, was es war. Ich sah einen dicken Jungen. Da fiel mir auf, dass ich seit wir hier sind kein einziges dickes Kind mehr gesehen habe (außer vielleicht ein wenig Kleinkindspeck von Josiah und Babyspeck von Jamila...). 
Fast alle Kinder sind dünn und zart, aber dieser Junge konnte beim Sport kaum mithalten, weil er dick war. 

Immer häufiger stehen Kinder vor unserem Tor. Manchmal wollen sie uns einfach grüßen. Manchmal wollen sie Wasser trinken oder kommen um zu betteln. Oft kommen sie aber auch, um bei uns zu spielen. Manchmal liegen sie auf dem Boden vor dem Tor, um drunter herschauen zu können. Manchmal stehen sie in der Mittagspause vor dem Tor und klopfen so lange, bis wir (zugegeben etwas genervt) das Tor aufmachen, um ihnen deutlich zu machen, dass wir zum einen mittags eine Pause machen und zum anderen sie nach 2-3 mal Klopfen aufhören sollen, weil wir entweder nicht da sind oder es gerade nicht passt.

Junge Mädchen tragen schon früh sehr viel Verantwortung Zuhause. Sie machen alles sauber, kochen, tragen ihre kleineren Geschwister auf dem Rücken und passen auf sie auf, während die Mutter unterwegs ist oder daneben auf der Matte sitzt und sich ausruht oder mit anderen Frauen Gemeinschaft hat. 

Manche Kinder sind außergewöhnlich dreckig und ungepflegt und ich muss zugeben, dass es mir manchmal schwerfällt, ihnen die Hand zu geben, wenn sie zum Grüßen zu uns kommen.
Anderen merkt man sofort an, dass sie sich geliebt fühlen und eine gute Erziehung mit Zuwendung und Aufmerksamkeit erleben. Ein Mädchen - Jamila ;-) - kommt häufig zum Spielen zu uns. Sie scheint Zuhause nicht "den Laden" schmeißen zu müssen. Sie strahlt jedes Mal und es ist immer schön, wenn sie hier ist. Die Jungs lieben es auch mit ihr zu spielen. Jaron ist beeindruckt, weil sie so gut klettern kann und oft in den Ästen unseres Baumes verschwindet. Gestern war sie wieder einmal hier und sagte zu Jano, dass ihr Vater gerade Zuhause ist (die Männer sind meistens tagsüber unterwegs oder, da sie manchmal mehrere Frauen haben, bei einer anderen Frau). Sie sagte es, weil sie sich wünschte, dass er ihn besucht. Das tat er dann auch mit den Jungs zusammen. Sie wohnen in unserer Nachbarschaft und wir verstehen uns sehr gut mit ihnen. Jano konnte sich mit ihm unterhalten und ihm fiel sofort sein liebevoller Umgang mit seinen Kindern auf. Die kleineren Kinder durften sich an ihn kuscheln und sogar etwas auf ihm herumklettern und wurden nicht sofort von der Matte verscheucht.  
So wie auch in Deutschland gibt es hier beides: Liebevolle Eltern und Eltern, die ihren Kindern nicht viel Aufmerksamkeit geben. Vielleicht auch aufgrund von Überforderung, weil sie sich ums tägliche Überleben bemühen. Weil sie keine Kraft mehr haben, vielleicht krank sind. 

Vor einiger Zeit war eine Frau aus der Schweiz hier, die mehrere Jahre mit ihrer eigenen Familie hier gelebt hatte. Sie sagte, dass sie sich oft fragte, was sie hier schon "bringen" kann. Sie lebten mit einer einheimischen Familie in einem Hof und sie beobachtete ein Mädchen, dass andauernd schlecht behandelt wurde. Sie aber behandelte sie immer wertschätzend und begegnete ihr mit Liebe. Sie sagte ihr auch, dass sie wertvoll ist. 
Jahre später besuchte sie diese Familie. Das Mädchen, nun eine junge Frau mit Ausstrahlung, kam zu ihr und sagte ihr ganz genau, was sie damals zu ihr gesagt hatte. Kein Wort der Wertschätzung und Liebe hatte sie vergessen. Diese Worte und das liebevolle Verhalten hatten ihr Leben und ihren Selbstwert für immer geprägt. 

Ich wünsche mir auch, dass wir als Familie den Menschen hier mit Liebe und Wertschätzung  begegnen können und besonders den Kindern spiegeln können: "Du bist geliebt. Du bist gewollt. Gott sieht dich und er hält dich in seiner Hand."

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