Warum vielleicht auch deine Kinder in verschiedenen Kulturen aufwachsen



Ich schreibe hier auf dem Blog oft darüber, wie das Leben als Familie im Ausland ist. Immer wieder geht es dabei auch darum, was es bedeutet, mit Kindern in einer fremden Kultur zu leben. Heute möchte ich einen herausfordernden Gedanken mit dir teilen, der dich betrifft, wenn du Kinder hast und Jesus nachfolgst. Dann glaube ich nämlich, dass auch DEINE Kinder in einer fremden Kultur aufwachsen!


Wenn ihr als Ehepaar Christen seid, dann ist es euch vermutlich wichtig, euern Kindern euern Glauben an Jesus weiterzugeben. Ihr lest mit ihnen in der Bibel, betet gemeinsam, seid Teil einer Gemeinde, vielleicht singt ihr zusammen oder habt andere Rituale entwickelt, die euern Kindern den Glauben nahe bringen sollen. Ihr prägt eure Kinder besonders in den ersten Jahren und ich finde es immer wieder erstaunlich, wie selbstverständlich für sie Gott ist und dass sie erst einmal vieles für sich übernehmen. 

Als Familie habt ihr eine eigene Kultur entwickelt - ich nenne es mal die „Jesus-Kultur“. 

Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem sie nicht mehr 24/7 bei euch sind. Vielleicht kommen sie in den Kindergarten oder zu einer Tagesmutter. Spätestens bei der Einschulung „entlasst“ ihr eure Kinder für ein paar Stunden von Zuhause und sie knüpfen Beziehungen außerhalb von Zuhause. Nun lernen sie Menschen und Gruppen kennen, in denen es andere Werte und Überzeugungen als Zuhause gibt. In gewisser Hinsicht lernen sie eine andere „Kultur“ kennen, als die, die sie vermutlich von Zuhause kennen. Natürlich gibt es auch Überschneidungen und nicht alles ist völlig anders. Trotzdem - früher oder später werden sie Unterschiede wahrnehmen! Manche versuchen, dieser anderen Kultur zu entkommen, indem sie sich nur für christliche Einrichtungen entscheiden. Das kann gute Gründe haben, aber ich finde, es gibt auch sehr gute Gründe, sich dagegen zu entscheiden, dass die Kinder einen christlichen Kindergarten und anschließend bis zum Abitur eine christliche Schule besuchen!

Mein Vater ist schon seit vielen Jahren Pastor und verschiedenste Gemeindeaktivitäten gehörten immer zu unserem Alltag dazu. Ein aktives Gemeindeleben war selbstverständlich für uns. Unsere Eltern hätten die Möglichkeit gehabt, uns auf eine christliche Bekenntnisschule zu schicken, aber sie entschieden sich dagegen. Ein Grund war, dass sie etwas weiter weg war. Ein anderer Grund war: Wir wären nur noch in unserer „Bubble“, in unserer „Kultur“ gewesen. Dabei gibt es so viele Chancen (ja, auch Gefahren), wenn Kinder auch Erfahrungen in der anderen Kultur, außerhalb der Jesus-Kultur machen. 


Ich glaube, erst einmal ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass diese Jesus-Kultur sich von der Kultur in der Welt unterscheidet! Es ist nicht nur gut, wenn wir eine andere Familienkultur prägen, sondern es soll so sein! In Römer 12, 2 steht, dass wir uns nicht den Maßstäben dieser Welt anpassen sollen, sondern uns von Gott verändern lassen sollen, damit unser ganzes Denken neu ausgerichtet ist. Das bedeutet nicht, dass wir weltfremd leben sollen und uns in die letzte Ecke verkriechen sollen. Wir leben in dieser Welt, aber wir sind nicht von ihr. Wir haben Angst in dieser Welt, aber Jesus hat sie überwunden (Joh. 16, 33). Es gibt viele Verse, die uns warnen vor den Werten dieser Welt und uns hinweisen auf das, was ewig Bestand hat und was unsere Seele retten kann.

Auch unsere Kinder können wir nicht vor dieser Welt schützen. Wir leben in ihr und wir tun unseren Kindern nichts Gutes, ihnen einen Lebenslauf zusammen zu basteln, in welchem sie nur mit ihresgleichen in Kontakt kommen. Ich hatte Freundinnen, die bis zum Studium nur in christlichen Bildungseinrichtungen waren und nur mit Christen zu tun hatten. Als sie dann anfingen zu studieren, schien es mir, als wären sie mit dieser so anderen Kultur nicht klar gekommen. Sie hatten nie enger mit Menschen zu tun gehabt, die andere Ansichten hatten und - ein ganz wichtiger Punkt - sie hatten nie die Möglichkeit, selbst diese zwei Kulturen näher beobachten zu können und für sich eine Entscheidung zu treffen! So führte das bei manchen dazu, dass sie nichts mehr mit dem Glauben zu tun haben wollten, weil sie nie wirklich selbst zu dem Schluss gekommen waren, dass sie selbst ein Teil dieser Jesus-Kultur bleiben wollen. Sie sind einfach immer mitgeschwommen in diesem christlichen Lebenslauf und haben manche wertvolle Situationen außerhalb dieser Bubble verpasst, die sie in ihrem persönlichen Glaubensleben herausgefordert, aber auch gestärkt hätten! Wir müssen uns bewusst machen, dass unsere Kinder in der Schule wirklich mit einer anderen Kultur konfrontiert sind. Manches was sie dort erleben, ist neu und befremdlich für sie. Umso wichtiger ist es, sie Zuhause zu stärken. Dazu gehören gute vertrauensvolle Beziehungen innerhalb der Kernfamilie, in denen sie sich geliebt und bedingungslos angenommen fühlen. Einen wichtigen Stellenwert nimmt auch die geistliche Erziehung ein, die natürlich nicht losgelöst von den anderen Erziehungsbereichen ist, sondern ganz natürlich zum Alltag dazugehört. Das tägliche Leben bietet so viele Möglichkeiten, die Jesus-Kultur zu leben und wir sollten die Kleinkindjahre nutzen, um ihr Vertrauen in einen guten Gott, der sie liebt und sein Leben für sie gab, zu stärken. 



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